Amateurfunk für Segler*innen

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Für Langfahrten außerhalb der UKW-Reichweite zu Küstenfunkstellen und fernab von Mobilfunknetzen stellt sich die Frage nach zusätzlichen Möglichkeiten zur Kommunikation, Information und Alarmierung. Aufgrund der enormen Reichweite mit der Möglichkeit zum weltweiten Empfang ist der Kurzwellenfunk hierbei besonders interessant für Blauwassersegler*innen. Neben den Telefonieverfahren ermöglicht Kurzwelle über spezielle Netzwerke auch, E-Mails zu versenden und zu empfangen sowie Wetterberichte einschließlich grafischer Wetterkarten zu empfangen.

Aufbauend auf dem SRC können Segler*innen bei den bekannten Prüfungsausschüssen das LRC erwerben, das unter anderem zur Teilnahme am Kurzwellenseefunk berechtigt. Über die vergangenen Jahrzehnte jedoch hat sich auf Fahrtenyachten die Installation von Amateurfunkanlagen als Alternative zum Kurzwellenseefunk etabliert. Dies hat mehrere Gründe.

Vor- und Nachteile

Für den Amateurfunk sprechen zunächst die deutlich geringeren Kosten gegenüber dem (Kurzwellen-) Seefunk, bei identischem Installationsaufwand und gleichwertiger Signalqualität. Dies gilt auch für die laufenden Kosten. Da eine kommerzielle Nutzung des Amateurfunks ausgeschlossen ist, können E-Mails und Wetterdaten über die Amateurfunknetze im Gegensatz zum Seefunk immer kostenlos empfangen werden. Die erforderliche Infrastruktur wird von engagierten Funker*innen an Land betrieben. Regelmäßig zu entrichten sind lediglich die überschaubaren Fre­quenz­schutz­bei­trä­ge an die Bundesnetzagentur.

Ein Nachteil des Amateurfunks gegenüber DSC-Seefunkgeräten ist die fehlende Einbindung in das weltweite Seenot- und Sicherheitsfunksystem GMDSS. Über den Amateurfunk ist damit im Notfall keine direkte und automatische Alarmierung von Küstenfunkstellen möglich. Gleichzeitig verfügen Amateurfunkgeräte über deutlich mehr Einstellungsmöglichkeiten, sind also vielseitiger als Seefunkgeräte. Zudem gibt es weltweit wesentlich mehr Amateurfunk- als Kurzwellenseefunkstationen, sodass die Wahrscheinlichkeit, einen helfenden Kontakt herzustellen, dennoch hoch ist.

So finden sich heute auch die meisten maritimen Netzwerke, in denen sich Segler*innen im Funk „treffen“ und austauschen, im Amateurfunk. In dieser Hinsicht bietet das LRC auch mit seiner Möglichkeit zur Teilnahme am (obendrein noch viel teureren) maritimen Satellitenfunk keinen wirklichen Vorteil.

Amateurfunkzeugnis

Ein weiterer Nachteil des Amateurfunks ist, dass die Amateurfunkprüfung deutlich schwerer und umfangreicher ist als die LRC-Prüfung. Dies erklärt sich durch die umfangreicheren technischen Möglichkeiten. So ist es Inhaber*innen von Amateurfunkzeugnissen zum Beispiel auch erlaubt, selbstgebaute Funkgeräte zu betreiben.

Das Amateurfunkzeugnis kann in Deutschland für drei verschiedene Amateurfunkklassen erworben werden, die sich im Prüfungsaufwand und den Berechtigungen unterscheiden. Für den Amateurfunkbetrieb an Bord von Hochseeyachten ist jedoch ausschließlich die höchste der Klassen, die Klasse A, sinnvoll. Im Gegensatz zu den niedrigeren Klassen N und E ermöglicht nur Klasse A das Senden in allen relevanten Kurzwellenbändern, in allen Betriebsarten und mit der jeweils höchstmöglichen Sendeleistung.

Am Amateurfunk interessierte Langfahrtsegler*innen sollten also Klasse A anstreben. Jedoch muss nicht sofort die umfangreiche Prüfung abgelegt werden. Stattdessen kann auch mit einer niedrigeren Klasse begonnen werden. Die Prüfungen bauen aufeinander auf, sodass die Berechtigungen problemlos Stück für Stück erweitert werden können. Überdies ist das Abhören des Amateurfunks immer erlaubt. Lediglich für die aktive Teilnahme, also das Senden, muss die erforderliche Berechtigung vorhanden sein.

Fazit

Sofern keine Pflicht zur Installation eines DSC-Kurzwellenseefunkgeräts bzw. zur Ausrüstung mit Satellitenfunkanlagen besteht (etwa bei bestimmten Hochseeregatten), bietet der Amateurfunk eine kostengünstige und sehr vielseitige Alternative zum Erwerb des LRC.